Vom Älterwerden

Ich habe Rücken! Mein Frauchen meinte dazu, wir seien jetzt im knackigen Alter. Das fand ich ja noch in Ordnung. Aber dann fügte sie hinzu: es knacke hier, und es knacke dort. Das wiederum halte ich für blanken Unsinn! Schließlich werde ich in drei Monaten zarte 14 Jahre alt und bin somit im besten Hundealter! Ha!

Nun ja, zugegebenermaßen, selbst ich werde nicht jünger, und so stellten sich doch so nach und nach tatsächlich ein paar Sonderlichkeiten und Unannehmlichkeiten ein. *seufz*

Da ist nun der besagte Rücken. Zum Glück ist es nicht so schlimm, es handelt sich ohnehin nur um ein Stelle in der Wirbelsäule, die nicht mehr ganz in Ordnung ist. Einmal musste ich allerdings deswegen behandelt werden. Ich hasse Spritzen! Seither halten sich die Einschränkungen immerhin in Grenzen. Dummerweise kann ich nicht mehr ganz so gut und weit springen wie früher. Nun ja, bevor ich mit Schwung in einem Bach lande, latsche ich halt lieber hindurch. Kleinigkeiten! Und da soll mal einer sagen, ich sei nicht lernfähig. Gleichwohl höre ich öfter: "Sei vorsichtig!", "Mach langsam!" Tja, was soll ich sagen, die Worte "Vorsicht" und "langsam" haben in meinem Wortschatz selten eine vorrangige Bedeutung, und ausßerdem höre ich ohnehin nicht mehr so gut!

Gut geraten, ich bin leicht schwerhörig. Nein, nicht was Du denkst! Es liegt an den Ohren, nicht am Charakter! Es stört auch eigentlich mehr meine Leute als mich. Ich bin zudem nicht gänzlich ein taub, manchmal höre ich noch ganz gut, insbesondere wenn jemand an die Schublade mit den Leckerchen geht... Dieses wiederum veranlasst meine Leute zu der Annahme, dass ich auch an guten Hörtagen gelegentlich mehr unkonzentriert als schwerhörig bin oder auch einfach nur weghöre, weil ich mit anderen Dingen beschäftigt bin. Ähäm, da ist durchaus was dran, aber dann klatschen sie einfach in die Hände, um mich wieder auf Kurs zu bringen. Mist!

Die Schwerhörigkeit hat durchaus ihre Vorteile: Gut ist definitiv, dass ich noch tiefer und fester schlafen kann als früher. Wirklich klasse finde ich jedoch, dass ich die bösen K-Tiere (Kraniche/ Anmerkung von Frauchen) nicht mehr höre, damit fallen auch potentielle Panikattacken weg. Feuerwerk dringt hingegen leider immer noch zu mir durch, aber man kann nicht alles haben. *abgrundtiefseufz* Nun gut, manchmal stört es mich dann doch, dass ich nicht alles hören kann. Zum einen bin ich nach wie vor neugierig, und es ist einfach doof, wenn ich nicht alles mitbekomme, was ich mich interessieren könnte. Zum anderen muss ich viel mehr nach meinen Leuten sehen, wenn wir unterwegs sind, schließlich sollen sie mir nicht abhanden kommen!

Unangenehm ist, dass ich im Dunkeln nicht mehr so gut sehen kann. Anfangs fiel es mir gar nicht so auf. Ich habe die Angewohnheit, nachts ein wenig im Haus herumzuspazieren. Dabei muss ich auch eine Treppe bewältigen - selbstverständlich mit Schwung -, und genau da lag das Problem: Die letzten drei, vier Stufen konnte ich nicht mehr richtig einschätzen, und so bin ich doch tatsächlich hinuntergepuzelt. Meine Leute, die das offenbar bemerkt hatten, kamen hinuntergerannt, um nachzusehen, ob mir was passiert war. War es zum Glück nicht, aber damit das nicht nochmal vorkommt, haben sie mir im Treppenhaus ein Nachtlicht installiert. Sehr zuvorkommend, so kann ich weiter ungestört herumstromern. Ich muss zugeben, dass ich inzwischen die Stufen meist dann doch langsamer angehe als früher. Das hat jedoch nichts mit dem Alter zu tun! Das ist Wissensvosprung! Draußen habe ich das Problem mit dem schlechten Sehen bei Dunkelheit übrigens nicht. Im Garten kann ich Stufen, Fuchs und Nachbarskatzen auch nachts noch prima erkennen. Jawoll!!

Ich frage mich allerdings, ob hund mit zunehmendem Alter nicht doch empfindlicher wird. *grübel* Kälte macht mir nach wie vor nichts aus, aber das nasskalte Wetter in den letzten Monaten hat mir zum ersten Mal in meinem Leben eine dicke Erkältung eingebracht. Häßlich sage ich Euch, ganz häßlich. Nicht nur, dass ich zur Tante Docktor musste und Medikamente bekam und ein Spritze, nein, jetzt habe ich auch noch ein Mäntelchen für kalte Regentage. Das hätte nun wirklich nicht sein müssen! Gut, die Dinger sind deutlich bequemer und weitaus weniger störend als früher - ich musste als ganz junger Hund auf ärztliche Anordnung zeitweilig einen Mantel tragen, und der war furchtbar streif -, aber wirklich Spaß macht das auch heute nicht. Immerhin ist das Mäntelchen warm und trocken. Warm mochte ich schon immer, als wenn das etwas mit dem Älterwerden zu tun hätte!

NACHTRAG zum Rücken: Um es vorweg zu sagen, ich werde am 11. Juni 2014 16 Jahre alt und bin wieder ganz ganz, aber mein Rücken hat mir im Herbst vorletzten Jahres arg zu schaffen gemacht. Ich hatte nämlich einen Hexenschuss und konnte mit den Hinterbeinen nicht mehr laufen. Schockschwerenot, das war übel! Meine aufgeschreckten Menschen brachten mich zu Tante Doktor, die mich genau durchforstete und dann meinte: "Das kriegen wir wieder hin." Ich bekam eine Woche lang jeden Tag Spritzen, was mich nicht kaum noch erschüttern konnte. Ich habe sogar mal ein Leckerchen von der Tante Doktor genommen, was ich sonst nie tue. (Inzwischen hechele ich aber wie gewohnt vor Aufregung, wenn ich geimpft werden muss.) Daheim bekam ich Massagen mit einem feuchten Waschlappen. Spaziergänge gab es auch, aber nur ganz kurze, ich sollte wieder Gefühl für meine Beine und fürs Laufen bekommen. Außerordentlich peinlich war mir, dass ich mich auch bei meinen "Geschäften" nicht auf den Beinen halten konnte. *igitt* So war ich sehr froh, dass meine Leute mir dabei den Popo hochhielten. Mit der Zeit ging es immer besser, die außerordentlichen Arztbesuche wurden weniger und hörten schließlich ganz auf. Ich habe zwar noch Monate gebraucht, bis ich wieder komplett unbeschwert über Stock, Bach und Stein hüpfen konnte und die völlige Kontrolle über meine Beine wiedererlangt habe, aber ich bin wieder so gut wie ganz die alte. Nein, nicht die Alte, obwohl ich nicht leugnen kann, dass ich auch die bin.

Letztendlich gibt es in Sachen Älterwerden noch eine Äußerlichkeit. Der ursprünglich hellbeige farbene Teil meines Gesichts ist inzwischen fast weiß geworden. Das fällt allerdings auf den ersten Blick kaum auf und tut selbstverständlich meiner Schönheit keinen Abbruch, zumal mein Fell nach wie vor in gutem Zustand ist, genau wie ich. Zugegeben, ich brauche heutzutage morgens länger als früher, bis ich ansehnlich hergerichtet bin, aber diese Erfahrung teile ich - ganz und gar ohne Schadensfreude - mit meinen beiden Lebensabschnittsgefährten...
Das Wärzchen am Fuß ist echt nicht der Rede wert, und das bisschen Arthrose im rechten Vorderbein behindert mich nur selten, der ständige Appetit ist da schon eher störend, vor allem wenn man nicht ständig Nachschub an Essen bekommt. Immerhin kann ich nach der langen, rückenbedingten Abstinenz wieder alleine die Treppe hinuntergehen, um von Jules mitleidigen Frauchen ein paar Leckereien zu ergattern.

Oh, jetzt habe ich doch mehr zusammenbekommen, als ich dachte. Mein Frauchen meint, das sei normal. Die meisten alten Leute würden es lieben, über ihre Wehwechen und Krankheiten zu sprechen. Boah, ist das unverschämt! Erstens bin ich nicht alt, zweitens bin ich praktisch tadellos in Schuss, und drittens gehe ich jetzt lieber, und klage Schmackhaftes bei Jules Frauchen ein. Vorher zeige ich Euch aber noch, wie gut ich in Schuss bin:



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