Von Festen und Feiern

Aus mir unerfindlichen Gründen finden Menschen Gefallen daran, Feste der unterschiedlichsten Art zu feiern. Nicht, daß ich etwas gegen Besucher habe, im Gegenteil. Ich freue mich, wenn Gäste kommen, sie krabbeln mich in der Regel und bringen mir manchmal auch eine kleine Aufmerksamkeit mit. So weit so gut. Aber wenn die Menschenmenge unüberschaubar wird, ist mir das auf Dauer zu anstrengend.

Zu den angenehmen Festen gehören die, bei denen leckere Reste für mich und Jule im wahrsten Sinne des Wortes unter den Tisch fallen. Leider müssen wir meistens warten, bis die Menschen fertig sind, aber dafür sind die Köstlichkeiten schmatzlecker. Kann hund also gut mit leben. Zudem kommen - trotz Kocherei und Besuchern - Spaziergänge an solchen Tagen auch nicht zu kurz, was ungemein wichtig ist.

Bei einem Fest namens Heilig Abend gibt es nicht nur gutes Essen, sondern auch noch Päckchen unterm piekenden Baum. Wenn Vier- und Zweibeiner gesättigt sind, wird zunächst noch auf befreundete Verwandte gewartet. Sind die eingetroffen und haben mich ausreichend begrüßt, werden die bunt eingepackten Päckchen verteilt. Wir Hunde bekommen natürlich auch welche. Wenn wir dann alles ausgepackt haben, liegt jede Menge buntes Papier herum. Die Menschen bestaunen die Dinge, die sie geschenkt bekommen haben, und wir Hunde kauen drauf herum oder essen es auf. Je nachdem, was in den Päckchen gewesen ist. Ich weiß zwar nicht, warum es diese Rituale gibt, aber ich finde sie klasse.

Nicht ganz so angenehm sind Menschengeburtstage. Essentechnisch sind sie in Ordnung, aber sonst... Entweder sind sämtliche komfortablen Plätze besetzt, und wir müssen uns, wenn wir genug haben, ins Körbchen verziehen, oder die Feier findet im Garten oder unten in der Diele statt, dann gibt es gar keine bequemen Plätze. Sehr ärgerlich. Na ja, eine Zeit lang finde ich diese Geburtstage immer ganz lustig, irgendwann möchte ich jedoch nach Hause in meine Wohnung.

Meistens versuche ich dann, mir liebe Gäste nach oben zu lotsen. Ich belle sie kurz an und laufe auffordernd die Treppe rauf, aber außer Gelächter passiert leider nichts. Wiederholungen bringen auch keinen Erfolg, obwohl die Menschen genau wissen, was ich will. Offenbar kommen sie an solchen Tagen nicht, um mich zu besuchen, und bleiben unten. Seufzend bleibe ich dann ebenfalls bei der Feier oder - wenn ich gar keine Lust mehr habe - verziehe mich nach oben auf mein äußerst komfortables Sofa.

Was ich gar nicht mag, sind Krachfeste, auch wenn sie nicht bei uns zu Hause stattfinden. Dazu gehört Silvester, wie ich schon mal erzählt habe, denn Feuerwerk kann ich nun mal gar nicht ab. Neuerdings scheint es häufiger im Jahr Silvester zu geben, ganz besonders viele jedoch dieses Jahr (2008). Irgendwie müssen Silvester was mit den Fernsehern zu tun zu haben. Scheint aber eine neue Sitte zu sein: Erst spielen im Fernseher viele Menschen mit einem Ball, anschließend tobt ein Teil entweder jubelnd über die Wiese oder wälzt sich engumschlungen dort herum. Gut, ich schubbere mich auch gerne im Gras, aber doch lieber alleine. Wie auch immer, zu diesem Zeitpunkt beginnen in den Straßen stundenlange Hupkonzerte, die höchst unmelodisch und noch lauter sind, und es gibt - als Gipfel der Unverschämtheit - Silvesterkracher. Ich hasse das!!!

Erst habe ich das alles gar nicht in Zusammenhang gebracht, weil es vorher noch nie so war. Nach dem zweiten Mal aber ging mir ein ganzer Kronleuchter auf und ich habe mich vorsichtshalber gleich unter Frauchens Schreibtisch verzogen, wenn im Fernseher die Ballspieler aufkreuzten. Das ging eine ganze Zeit so und schlug mir schließlich sogar auf den Magen. Ich war ebenso froh wie meine Leute, als die lange Silvesterzeit zuende war. Auf Dauer könnten wir das nicht ertragen. Jeden Tag Silvester ist einfach zuviel! Dann doch lieber Geburtstage, denn da gibt es immer gutes Essen! .

Nachtrag zu Silvester:
Inzwischen schreiben wir das Jahr 2014, und mir machen Krachfeste nicht mehr das geringste aus! Ihr solltet mal sehen, wie lässig und entspannt ich auf dem Sofa liege, wenn beispielsweise ein Feuerwerk ertönt. Ich könnte nun sagen, das liege an der Gelassenheit des Alters, an der gewachsenen Lebenserfahrung oder an der mit Reife einhergehenden Weisheit. Ich könnte auch behaupten, dass ich einfach nervenstark und mutig geworden bin.
Ich fürchte jedoch, es ist nichts von alledem, ich bin einfach nur stocktaub!


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